Spielsucht: Erkennen, Handeln und Hilfe finden

Glücksspiel kann unterhaltsam sein, doch für manche Menschen entwickelt es sich zu einem ernsten Problem mit weitreichenden Folgen. Spielsucht ist eine anerkannte Krankheit, die Betroffene und ihr Umfeld stark belasten kann. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, problematisches Spielverhalten zu erkennen, und Ihnen Wege zu professioneller Hilfe und Beratung aufzeigen.

Anzeichen von problematischem Spielverhalten erkennen

Es gibt typische Hinweise, die auf ein problematisches Spielverhalten oder eine beginnende Spielsucht hindeuten können. Achten Sie auf folgende Signale bei sich oder bei Ihnen nahestehenden Personen:

  • Kontrollverlust: Häufigeres und längeres Spielen als ursprünglich beabsichtigt. Der oder die Betroffene kann nicht mehr wie geplant aufhören.
  • Dosissteigerung: Es müssen immer höhere Beträge gesetzt werden, um den gewünschten Nervenkitzel oder die erhoffte Entspannung zu erreichen.
  • Finanzielle Probleme: Das Spielen führt zu Geldproblemen, Schulden oder dem Verkauf von Eigentum.
  • Vernachlässigung: Soziale Kontakte, berufliche Pflichten, Hobbys oder andere wichtige Lebensbereiche werden zugunsten des Spielens vernachlässigt.
  • Entzugserscheinungen: Beim Versuch, das Spielen zu reduzieren oder einzustellen, treten Unruhe, Gereiztheit, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen auf.
  • Gedankliche Vereinnahmung: Die Gedanken kreisen ständig um das Spielen – vergangene Spielerfahrungen, die Planung nächster Spielaktivitäten oder die Beschaffung von Geld hierfür.
  • Verheimlichen: Das Ausmaß des Spielens wird vor Freunden oder Familie verheimlicht, heruntergespielt oder es wird darüber gelogen.
  • Fluchtverhalten: Das Spielen dient dazu, Problemen, Stress oder negativen Gefühlen auszuweichen.

Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Spielverhalten problematisch ist, können seriöse und anonyme Selbsttests eine erste Einschätzung ermöglichen. Ein Beispiel hierfür ist der Selbsttest der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf der Webseite www.check-dein-spiel.de (Quelle 4).

Bundesweite und lokale Beratungsstellen: Professionelle Unterstützung

Wenn Sie oder ein Angehöriger von Spielsucht betroffen sind, ist es wichtig zu wissen: Sie sind nicht allein und es gibt professionelle Hilfe. In ganz Deutschland existiert ein vielfältiges Angebot an Suchtberatungsstellen.

Wichtige Merkmale dieser Angebote sind:

  • Kostenlos: Die Beratung ist in der Regel kostenfrei.
  • Vertraulich: Alle Gespräche unterliegen der Schweigepflicht.
  • Für Betroffene und Angehörige: Nicht nur Spieler selbst, sondern auch deren Familienmitglieder, Partner oder Freunde können die Angebote in Anspruch nehmen (Quelle 44).

Um eine passende Beratungsstelle in Ihrer Nähe zu finden, können Sie übergeordnete Verzeichnisse und Suchportale nutzen:

  • Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht: Die Webseite www.bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.de (Quelle 52) dient als zentrales Portal und bietet Links zu den Hilfsangeboten der einzelnen Bundesländer.
  • Sozialplattform: Der Beratungsstellenfinder auf der Sozialplattform (Quelle 48) hilft bei der Suche nach lokalen Einrichtungen.

Viele Suchtberatungsstellen werden von etablierten Trägern der Suchthilfe betrieben, wie zum Beispiel:

  • Caritas
  • Diakonie
  • Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Diese Organisationen bieten oft auch überregionale Informationen auf ihren Webseiten an (Quelle 44). Spezifische Listen mit Kontaktdaten für einzelne Bundesländer wie Bayern (Quelle 50) oder Informationen zu regionalen Anlaufstellen in NRW (Quelle 51), Hessen (Fachstelle Eschwege, Quelle 44) und bundesweite Informationen (BIÖG, Quelle 49; Aktion Mensch, BZgA, Quelle 47) sind ebenfalls verfügbar.

Telefon-Hotlines und Online-Angebote: Schnelle und anonyme Hilfe

Manchmal ist der erste Schritt, anonym und unkompliziert Kontakt aufzunehmen, der Wichtigste. Hierfür gibt es spezielle Telefon-Hotlines und Online-Beratungsangebote:

  • Telefonberatung zur Glücksspielsucht der BZgA:
    • Nummer: 0800 1 37 27 00
    • Erreichbarkeit: Bundesweit einheitlich und kostenfrei (Quelle 47).
  • Weitere wichtige Telefon-Hotlines:
    • SPuH NRW e.V. (Nordrhein-Westfalen):
      • Deutschsprachig: 0800 077 66 11 (kostenfrei)
      • Türkischsprachig: 0800 326 47 62 (kostenfrei) (Quelle 51)

Darüber hinaus gibt es qualifizierte Online-Beratungsangebote und moderierte Foren, die einen Austausch mit anderen Betroffenen oder Fachleuten ermöglichen und eine erste Anlaufstelle sein können (Quelle 4).

Informationen für Angehörige: Mitbetroffen und unterstützungsbedürftig

Angehörige von spielsüchtigen Personen leiden oft erheblich unter der Sucht eines nahestehenden Menschen. Sie sind mit emotionalen Belastungen, finanziellen Sorgen und dem Gefühl der Hilflosigkeit konfrontiert.

  • Beratung für Angehörige: Die meisten professionellen Beratungsangebote und auch viele Selbsthilfegruppen stehen ausdrücklich auch für Angehörige offen und bieten spezifische Unterstützung an (Quelle 4). Nehmen Sie diese Hilfe an, um Entlastung zu finden und zu lernen, wie Sie mit der Situation umgehen können.
  • Fremdsperre als letztes Mittel: In bestimmten Situationen kann eine Fremdsperre eine Möglichkeit sein, den Betroffenen vor weiterem Schaden durch das Glücksspiel zu schützen. Dieser Schritt sollte jedoch sorgfältig abgewogen werden, da eine solche fremdbestimmte Maßnahme die Beziehung zwischen dem Antragsteller und der gesperrten Person belasten kann (Quelle 40). Idealeweise sollte der Versuch einer Fremdsperre von Bemühungen begleitet werden, den Betroffenen zu einer freiwilligen Maßnahme wie einer Selbstsperre oder Therapie zu motivieren.

Tabelle: Kontaktdaten wichtiger Stellen

Um Ihnen die Kontaktaufnahme zu erleichtern, finden Sie hier eine Tabelle mit wichtigen Anlaufstellen für unterschiedliche Anliegen – von Fragen zur Spielersperre über Datenschutz bis hin zur dringenden Suchthilfe:

Institution/Art der HilfeKontakt (Telefon/Webseite)Schwerpunkte
Regierungspräsidium Darmstadt (OASIS-Anfragen)Tel.: +49 6151 12 8611 (Servicezeiten beachten), E-Mail: [email protected], [email protected]Zentrale Behörde für OASIS; Anträge auf Sperre, Aufhebung, Auskunft.
Datenschutzbeauftragter RP DarmstadtE-Mail: [email protected]Spezifische Datenschutzfragen im Zusammenhang mit OASIS.
BZgA Telefonberatung GlücksspielsuchtTel.: 0800 1 37 27 00 (kostenfrei)Bundesweite, anonyme Erstberatung für Betroffene und Angehörige.
Landeskoordinierungsstellen GlücksspielsuchtWebseite: www.bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.deVerzeichnis lokaler und regionaler Beratungsstellen und Hilfsangebote in den Bundesländern.
Check Dein Spiel (BZgA)Webseite: www.check-dein-spiel.deInformationen, Selbsttest, Online-Beratung.
Sozialplattform (Beratungsstellenfinder)Webseite: www.sozialplattform.de/gluecksspielabhaengigkeitSuchfunktion für lokale Suchtberatungsstellen.
Fachstelle Glücksspielsucht Neuss (Caritas)Webseite: www.spielsucht.netUnterstützung von Selbsthilfegruppen, Schulungen (beispielhaft für lokale Fachstellen).

Wir hoffen, dieser Artikel gibt Ihnen einen guten ersten Überblick und ermutigt Sie, bei Bedarf Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Der erste Schritt ist oft der schwerste, aber er ist der Beginn eines Weges aus der Sucht.